Protest: Geplante Novellierung des Kita-Gesetzes bringt keinen Fortschritt
Leiterinnen der drei Kindergärten in katholischer Trägerschaft informieren Rat und Verwaltung
Informationsgespräch mit Gemeinderatsmitgliedern: Die Kindergartenleiterinnen Doris Schmedes (Mitte), Beate Decker und Anneliese gr. Schlarmann (rechts von links) trafen sich mit den Gemeinderatsmitglieder Martin Fischer, Heinz Bröer, Dr. Wolfgang Krug und Silvia Boye. (Foto: Vollmer)
Der Himmel über Holdorf zeigt sich an diesem Tag zugehängt mit tiefgrauen Wolken. Ein ebenso trübes Bild zeichnen die Kindergartenleiterinnen der in katholischer Trägerschaft geführten Kindertagesstätten bei einem Informationsgespräch mit örtlichen Gemeinderatsmitgliedern zum Thema die Zukunft von Qualitätsverbesserungen durch die Novellierung des Kindertagesstätten-Gesetzes.
„Der vorliegende Entwurf bleibt weit hinter den Erwartungen der Erzieherinnen und Eltern zurück“, begrüßt Doris Schmedes die Gäste aus Rat und Verwaltung in ihrer Kindertagesstätte St. Elisabeth. Während eines Besuchs bei Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne vor zwei Jahren sei man noch guter Dinge gewesen, dass er die eingebrachten Argumente ernst nehme und auch Verbesserungen vor Ort in das Gesetz einbringen werde.
Auf die Kita-Leitungen seien eine Menge neu Aufgaben dazugekommen, daher komme man mit 15 Leitungsstunden längst nicht mehr aus, berichtet Anneliese gr. Schlarmann vom Kindergarten St. Barbara. Enttäuscht seien die Erzieherinnen ebenso beim Thema Inklusion. Ein No-Go sei es, dass künftig kein Recht auf einen Integrationsplatz vorgesehen sei. Außerdem werde beispielsweise bei den Regelgruppen, die jeweils 25 Kinder umfassen, keine dritte Betreuungsperson vorgesehen. „Das Land will zwar ein neues Gesetz, aber dafür kein Geld zur Verbesserung der Situation in die Hand nehmen“, kritisiert Doris Schmedes.
Auf die Frage der Ratsvorsitzenden Silvia Boye (CDU), ob es bei Ausfall einer Erzieherin dazu führen könnte, dass Gruppen geschlossen werden, macht sich Ratlosigkeit breit. „Wir haben keinen Vertretungsplan, wo bekommen wir Fachkräfte her?“, beklagt Doris Schmedes. Es gebe zwar einen Tag in der Woche eine dritte Person für die Regelgruppe, aber diese müsse eher Vertretungen übernehmen, anstatt ergänzende Aufgaben. Das Personal komme bei diesen Bedingungen oft an seine Grenzen, gibt Beate Decker von der Kindertagesstätte St. Dominikus ihre Erfahrung wieder. Selbst die jüngeren Mitarbeiterinnen seien frühzeitiger erschöpft, ergänzt Anneliese gr. Schlarmann.
Der Mangel an Erzieherinnen sei kein Zufall. Für die Erzieher-Ausbildung, die man auf eigene Rechnung absolvieren muss, gebe es zwar seit Herbst eine finanzielle Förderung, dennoch sei es ein Unding, dass man Geld mitbringen muss, damit man den Beruf erlernen kann, bemerkte Bürgermeister Dr. Wolfgang Krug zum Thema Fachkräftemangel. In diesem Fall sei nicht nur die Politik, sondern seien auch die Einrichtungen gefordert, unterstrich Martin Fischer (SPD). In die gesamte Thematik sei auch der Gemeinderat als Unterstützer mit einzubeziehen.
Am Ende blieb die von Sorge getragene Frage, wie es weitergehen soll. Das Fazit: Es gibt zwar ein Gesetz, aber das reicht nicht aus, um den Anforderungen gerecht zu werden. Deshalb werden Nachbesserungen eingefordert. Per Postkarten-Aktion, adressiert an Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusminister Grant Hendrik Tonne, soll dem Nachdruck verleihen. Vorgefertigte Postkarten sind für Unterstützer bei den Kindergärten erhältlich.